🗓 04.01.19 👤 Katharina Hertling

10 Ernährungsmythen im Faktencheck

Seien wir mal ehrlich: Die „richtige“ Ernährung zu finden ist ziemlich kompliziert und nicht selten scheiden sich in puncto Essen die Geister. Neben zahlreichen Diäten, Ernährungsformen und Unverträglichkeiten tummeln sich immer wieder einige Ernährungsmythen im Internet. Und durch neue Trends auf Social Media werden es gefühlt jeden Tag mehr. Wir haben zehn dieser Ernährungsmythen für Dich ausgesucht und auf ihre Richtigkeit geprüft.

10 Ernährungsmythen im Faktencheck

1) Kaffee entwässert

Hallo wach?! Wir wussten, dass wir mit einer heißen, duftenden und dampfenden Tasse Kaffee Deine Aufmerksamkeit kriegen. Zum Kaffee kursiert mehr als ein Mythos, aber wir haben uns mal den bekanntesten herausgepickt. Tatsächlich ist mittlerweile bewiesen, dass Kaffee dem Körper kein Wasser entzieht. Zwar stimmt  es, dass Koffein harntreibend ist, trotzdem entzieht es Deinem Körper aber keine zusätzliche Flüssigkeit. Du solltest Deinen Kaffee trotzdem besser als Genussmittel sehen und nicht als Flüssigkeitszufuhr.

2) Bei Muskelkater sollst Du Ingwer essen

Schon wieder nicht genug gedehnt oder zu ambitioniert gewesen? Muskelkater lässt sich manchmal nicht vermeiden. Was wäre, wenn es dagegen ein Heilmittel gäbe? Die These: Dieses Wundermittel lautet Ingwer. Das in ihm enthaltene Gingerol hat Einfluss auf die glatte Muskulatur. Aber ist das wirklich so?
Ja, tatsächlich beeinflusst der Stoff Gingerol, der für den typisch scharfen Ingwergeschmack sorgt, die glatte Muskulatur des Menschen. Studien haben bewiesen, dass der Konsum von Ingwer die Entzündungswerte, welche bei Muskelkater erhöht sind, im Blut bis zu 25 % verringern kann. Du willst mehr über Ingwer erfahren? Dann schau in unserem Knollen-Deep-Dive vorbei!

3) Ungenießbar nach Mindesthaltbarkeitsdatum

Mal wieder hungrig einkaufen gewesen und nach zwei Wochen hinten im Kühlschrank noch einen Joghurt gefunden, der schon ein paar Tage über dem MDH ist? Gut, dass er hinten im Kühlschrank stand, denn bei richtiger Lagerung sind die meisten Lebensmittel auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch verzehrbar. Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt lediglich an, bis wann der Hersteller garantiert, dass das ungeöffnete Lebensmittel bei durchgehend richtiger Lagerung seine spezifischen Eigenschaften wie Geruch, Geschmack und Nährwert behält. Ob das Lebensmittel noch gegessen werden kann, kannst Du auch ganz einfach mit Deinen Sinnen prüfen: Sehen, riechen und schmecken.

Achtung: Das MDH bezieht sich wirklich nur auf das ungeöffnete Lebensmittel. Ist der Joghurt schon eine Woche offen: Lieber Finger weg. 

Es gibt allerdings auch Lebensmittel wie z. B. frisches Obst und Gemüse, Wein oder Essig, bei denen kein Mindesthaltbarkeitsdatum vorgeschrieben ist. Auch hier kannst Du Dich auf Deine Sinne verlassen!

4) Lebensmittel „ohne Zuckerzusatz“ sind zuckerfrei

Lebensmittelbezeichnungen sind manchmal ein eigenes Kapitel für sich. Zuckerarm, zuckerfrei, ohne Zuckerzusatz oder keine Süßstoffe – wer blickt da noch durch? Ein weit verbreiteter Irrglaube lautet, dass das Etikett „ohne Zuckerzusatz“ gleichbedeutend mit „zuckerfrei“ ist. Aber ist das richtig?
Nein! „Ohne Zuckerzusatz“ oder „ohne zugesetztem Zucker“ bedeutet lediglich, dass kein weiterer Zucker zugesetzt wurde. Das Lebensmittel an sich kann aber durchaus von Natur aus Zucker enthalten. Dies muss zwar im Inhaltsstoffverzeichnis angegeben werden, hindert die Hersteller:innen aber nicht daran, den Verzicht auf Zuckerzusätze zu Werbezwecken einzusetzen. Für mehr Fakten haben wir Dir hier alles zum Thema in einem Blogartikel zusammengefasst.

5) Frisches Obst ist gesünder als Trockenobst

Häufig erlebt man, dass dazu geraten wird, anstatt zum Trockenobst lieber zur frischen Alternative zu greifen. Die These: Frisches Obst ist gesünder, denn der Trocknungsprozess entzieht dem Obst Vitamine und Mineralstoffe. Aber stimmt das auch?
Nein, die meisten Nährstoffe und Vitamine vertragen den Trocknungsprozess ohne Schäden und lassen sich konservieren. Lediglich Vitamin C ist manchmal etwas empfindlich. Beim Trocknungsprozess wird dem Obst vor allem das Wasser entzogen. Deswegen solltest Du Trockenobst auch nur in Maßen essen, da es eine höhere Konzentration an Fruchtzucker enthält. Das schonendste Verfahren ist übrigens die sogenannte Gefriertrocknung. Probier doch mal unseren Klassiker: die gefriergetrockneten Erdbeerscheiben. Hier bleiben alle Stoffe, bis auf das Wasser, in den Erdbeeren erhalten.

6) Smoothies sind genauso gut wie frisches Obst

Gehen wir doch mal in die andere Richtung – erst Trockenobst, jetzt Smoothie. Schließlich lieben wir sie auch: Fruchtig, cremig und easy zubereitet, alles was man so zu Hause hat in den Mixer geworfen und fertig. Hin und wieder kann ein Smoothie eine gute Zwischenmahlzeit sein, dennoch kommt bei dem fruchtigen Getränk etwas zu kurz: das Kauen. Denn auch das trägt zum Sättigungsgefühl bei. Durch das Pürieren fehlt dem Smoothie nicht nur das sattmachende Volumen, sondern in ihm steckt am Ende oft auch mehr Obst, als man auf einmal essen würde. Man nimmt also viel Fruchtzucker auf einmal zu sich – und auch der ist letzten Endes Zucker.

Wenn Du einen Smoothie als Zwischenmahlzeit wählst, ist deshalb die Zusammensetzung entscheidend: mindestens 50 % ganzes Obst und Gemüse – also mit Schale. Bei fertigen Smoothies solltest Du außerdem darauf achten, dass nicht noch zusätzlich zugesetzter Zucker enthalten ist.

7) Cranberrys helfen bei Blasenentzündungen

Cranberrys schmecken säuerlich-süß und passen sowohl ins Müsli als auch als Snack zwischendurch. Dass die pinke Beere aber deutlich mehr kann, als nur gut zu schmecken, wird häufig behauptet. Die These: Cranberrys enthalten Antioxidantien und entzündungshemmende Inhaltsstoffe, die bei Entzündungen der Harnwege helfen. Aber stimmt das wirklich?
Nicht ganz können wir da sagen. Ob Cranberrys und Cranberry-Präparate oder -säfte bei einer Blasenentzündung wirklich helfen, konnte bisher nicht eindeutig belegt werden. Neueste Studien bestätigen aber tatsächlich eine vorbeugende Wirkung – allerdings nur bei unkomplizierten bzw. schwachen Blasenentzündungen. Bei starken Beschwerden solltest Du natürlich nach wie vor ärztlichen Rat einholen. 

8) Kohlenhydrate machen dick

Diese These ist wohl ein Überbleibsel der fragwürdigen Diätkultur der 00er-Jahre, als man mit Kohlenhydraten auf Kriegsfuß stand. Darum können wir auch gleich sagen: Nein, Kohlenhydrate an sich machen nicht dick. Am Ende nimmt man wie auch bei allen anderen Lebensmitteln nur zu, wenn man mehr Kalorien zu sich nimmt als verbraucht. In erster Linie sind Kohlenhydrate nämlich unsere wichtigste Energiequelle. Die Deutsche Gesellschaft für Ernähung (DGE) empfiehlt sogar über 50 % des täglichen Energiebedarfs aus Kohlenhydraten zu beziehen. Gute Quellen sind dabei vor allem Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Kartoffeln.

Dennoch gibt es eine wichtige Unterscheidung: langkettige und kurzkettige Kohlenhydrate. Langkettige Kohlenhydrate halten länger satt. Dazu zählen z. B. die  schon aufgeführten Vollkornprodukte. Kurzkettige Kohlenhydrate aus Zucker oder Produkten aus hellem Mehl sind schnell verdaut und der Blutzuckerspiegel sinkt wieder – der Heißhunger meldet sich. 

9) Du sollst jeden Tag mindestens 2 Liter Wasser trinken

Dein Körper braucht Flüssigkeit, mindestens zwei Liter am Tag sollten es sein. Kaum ein Ernährungsdogma ist so etabliert wie dieses. Die These: Wasser sorgt für einen funktionierenden Organismus und reinigt das Blut von Giftstoffen. Stimmt das denn?

Absolut! Tatsächlich braucht ein durchschnittlicher, erwachsener Körper in etwa 1,5 bis 2 Liter Wasser am Tag, um optimal zu funktionieren. Die DGE empfiehlt, täglich mindestens 1,5 L kalorien- und zuckerfreie Getränke wie Wasser oder ungesüßten Tee zu trinken. Die Menge hängt natürlich aber auch von Alter, Gewicht und körperlicher Betätigung ab. Die Flüssigkeit reinigt das Blut und fördert so die Lebertätigkeit. Außerdem ist eine ausreichende Hydration förderlich für Deine Konzentration. Bedenke aber auch, dass der Flüssigkeitsbedarf sehr individuell sein kann, z. B. sollte man im Sommer oder beim Sport mehr trinken.

10) Vitamin C hilft bei Erkältungen

Du merkst die ersten Anzeichen einer Erkältung und machst Dir schnell eine heiße Zitrone oder ein bizzelndes Getränk mit Vitamin-C-Brausetabletten? Da müssen wir Dich leider enttäuschen, wenn der Schnupfen schon eingesetzt hat, ist es für das Vitamin C schon zu spät. Trotzdem ist teilweise was dran am Mythos. Verschiedene Studien haben nämlich gezeigt, dass eine vorbeugende Einnahme von hochdosiertem Vitamin C die Dauer der Erkältung geringfügig verkürzen kann: um etwa 10 %. Dauert eine Erkältung bei Dir sonst zehn Tage, bist Du dann also schon nach neun Tagen wieder so gut wie fit – doch wenn wir ehrlich sind, ist der Effekt eher gering.

Wenn Du auf neue Ernährungsfakten, Tipps und Tricks stößt, kannst Du auch selbst checken, ob es sich dabei um Fakten handelt oder nicht. Wird ein Lebensmittel zu reißerisch hochgelobt? Oder vielleicht zu sehr verteufelt? Im besten Fall sind zu den Behauptungen wissenschaftliche Studien oder glaubwürdige Quellen verlinkt oder genannt.

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